Die SS180 das erste Vespa-Modell mit dem für die 60er-Jahre typischen, eckigen Karosseriedesign. Hierzu mehr weiter unten.
Andererseits ist die SS180 ist das letzte Vespa-Modell mit einem kolbengesteuerten Motor und Direkteinlaß am Zylinder, was ein wesentliches Merkmal aller bis dahin gebauten Sportmodelle ist.
Diese Motoren zeichnen sich durch große Elastizität und ein sehr aggressives Hochdrehen aus, haben aber den Nachteil, daß sie deutlich mehr Öl brauchen als drehschiebergesteuerte Zweitaktmotoren. Dieser oft kritisierte Ölverbrauch und die damit verbundenen hohen Betriebskosten waren letztendlich der Grund, warum Piaggio in allen nachfolgenden Rollern nur noch Drehschiebermotoren zum Einsatz brachte.
Da diese Gründe heute weniger zählen ist die SS180 meiner Meinung nach die letzte "richtige" Oldtimer-Vespa und noch dazu ein Modell, das auch 40 Jahre nach seiner Vorstellung mit seinen Fahrleistungen zu beeindrucken vermag. Man kann auch im modernen Stadtverkehr locker mithalten und hat genügend Reserven für das Fahren zu zweit.
Unverständlicherweise wurde die SS180 nie auf dem deutschen Markt angeboten. Bei Schwierigkeiten bei der Zulassung oder TÜV-Abnahme bin ich gerne mit einer Kopie des Fahrzeugbriefs behilflich.
Entstehung der Vespa 180 SuperSport
Die SS180 ist die Weiterentwicklung der ab 1962 verkauften GS160. Trotz der äußerlichen Unterschiede sind die beiden Roller technisch fast identisch.
Die ersten Modelle hatten sogar die gleiche Karosserie / Rahmenkürzelnummer VSB1T wie die GS! Erkennbar sind diese Urmodelle auch an der runden Kaskade und der Form des Blechs im Bereich der Hupe.
In der Original-Betriebsanleitung ist eine solche GS / SS-Mixtur abgebildet. Diese allerersten SS mit GS-Karosse sind übrigens absolute Raritäten!
Die SS180 kam in einer Hochphase des Wettrüstens zwischen Piaggio und Innocenti auf den Markt. 1962 kam mit der Lambretta TV175 III ein optisch wie technisch rundum neuer Roller auf den Markt, gegen den die Vespa GS160 regelrecht altmodisch wirkte.
Die Vespa SS180 konnte zumindest leistungsmäßig paroli bieten und war mit ihren völlig neuen "eckigen" Design stilbildend für alle nachfolgenden Vespa-Modelle. Die umstrittene Karosserieform stellt einen Meilenstein in der Vespa-Geschichte dar, da sie die Abkehr von dem bis dahin üblichen runden 50er-Jahre-Design einläutete.
In den 50ern wurden Vespas in der Werbung grundsätzlich mit Frauen
- gerne im Bikini - dargestellt. Die SS dagegen wurde stets als sportliches, leistungsfähiges Fahrzeug präsentiert.
Innocenti reagierte hierauf mit einer Hubraumoffensive und bot ab 1966 das Modell SX200 mit 200ccm und 12PS an, das erstmals die Fahrleistungen der SS180 erreichen bzw. leicht überbieten konnte.
