Hier also die E-Mail von Marcus Bauer zum Thema Verzinken:


Hallo Jan,
habe eben vor lauter Langeweile deine Restaurationstips auf deiner Homepage durchgelesen. (MUSS GRINSEN)
Zum Thema Verzinken kann ich was berichten: Ich habe mal eine V 50 hergerichtet, überhaupt mein erstes Restaurationsobjekt.
Erster Schritt: Totalzerlegung (wirklich total, inklusive Schwingenlager, Fahrgestellnummernschild, etc...) Lenkopflagerschalen drinlassen oder gegen verschlissene austauschen!!!
Viele Bildchen malen: Kabelanschlüsse, wie laufen die Züge oben aus dem Holm und in den Lenker, ...
Den nackten Rahmen am Besten bei einem Entlackungsbetrieb mit heisser Methylenchlorid-lauge ablaugen lassen. Zugegeben eine enorme Umweltproblematik, aber billig und effektiv. Alter Lack, Unterbodenschutz, Antidröhnmasse, Ölschmotze, alles fliegt in einem Arbeitsgang weg.
Allerdings werden morsche Blechpartien auch gnadenlos offengelegt, bzw. buchstäblich weggefressen, deshalb nur bei einwandfreier Substanz diese Prozedur einschlagen.

Kontakt: Firma Industriebedarf in 71116 Gärtringen-Rohrau, Kosten 150 DM

Anschließend innerhalb weniger Tage Feuerverzinken lassen, dabei dem Betreib haarklein erklären, den Rahmen in Fahrtrichtung symmetrisch einzutauchen (wegen Verziehen bei einseitiger Erhitzung!) und den Holm beim Wiederrausziehen leerlaufen zu lassen! Der Rahmen ist ohnehin ca 4-5 kg schwerer nach dieser Prozedur!
Die erhaltene Oberfläche ist eine Katastrophe: teilweise spiegelblank, teilweise rauh von der Schlacke, teilweise mit spitzen Pickeln übersäht.
Vorsichtiges Schmirgeln ist jetzt angesagt, der Zeitaufwand ist grösser als der, den man beim Ablaugen gespart hat!
Jetzt die mitverzinkten Lenkkopflagerschalen ausdrücken und wegschmeissen, den Schalensitz abkleben.
Die Rahmennummer an alter Stelle neu einschlagen, wer hat eine Punze für das Piaggio-Emblem oder das fünfzackige Sternchen?
Anschließend gut entfetten (Aceton/Styrol) und unbedingt einen Spezialhaftgrund für Zinkblech auftragen, bevor man mit (mehreren Schichten, wegen der beschissenen Oberfläche) Füller weitermacht. Was man sich logischerweise spart, ist Rostgrundierung, denn Rosten tut der Bock garantiert nicht mehr!
Spritzlackierung lohnt sich meines Erachtens allenfalls beim Endlack, vorher ist die Oberfläche so beschissen, dass sie durch Füllerauftrag mit der Schaumstoff- oder Fellwalze eher besser wird!
Alles in allem kann man resümieren, diese Prozedur lohnt sich nur bei einem hochstrapazierten Alltagsroller, der auch im Winter täglich bewegt werden soll, der keine 1a-Lackierung braucht, unüberdacht parkt und 5kg Mehrgewicht verträgt.
Keinesfalls für einen wertvollen Oldie!

Gruss

Marcus



Jetzt sind wir alle schlauer! Ich halte das für absolut richtig, denn Feuerverzinken ist wirklich eher was für Straßenlaternen oder Leitplanken und nix für alte Roller!
Meine "Lampe unten" habe ich bei der Restaurierung galvanisch verzinken lassen, das ist etwas völlig anderes: Eine dünne, gleichmäßige Schicht. Es gibt allerdings viele Galvanikbetriebe die "Hohlteile" wie eine Vespa-Karosse ablehnen, da dadurch der Elektrolyt durch die ganze Fertigung verschleppt wird und auch verunreinigt wird. Hier heißt es also erstmal suchen!


zurück