HOHLRAUMKONSERVIERUNG

Vor dem Lackieren:

Der Rahmenholm ist gleichzeitig Rückgrat und Schwachstelle jeder Vespa. Ihn vor Rost zu schützen ist also äußerst wichtig. Da bei einer Restaurierung die Karosse ohnehin meistens gesandstrahlt wird sollte man dem Sandstrahl-Mann nahelegen, auch mal in den Holm reinzustrahlen. Das Strahlgut muß anschließend natürlich wieder vollständig entfernt werden, das geht am besten mit einem Staubsauger.

Gestrahlte Oberflächen oxidieren in kürzester Zeit, daher unbedingt vor der Behandlung klären wie weiter vorgegangen wird und dieses spätestens zwei Tage nach der Bearbeitung realisieren. Der Idealfall ist eine anschließende Verzinkung aller Oberflächen - damit dürfte das Thema (neuer) Rost erstmal erledigt sein. Kosten ca. 100DM / Vespa

Nachteil der Verzinkung ist die schlechte Haftung mancher Füller und Lacke auf dieser Oberfläche - vorher evtl. Lackierer fragen.

"Messerschmitt-Leidensgenosse" Marcus Bauer hat mir dankenswerterweise eine E-Mail mit seinen Erfahrungen zum Thema Feuerverzinken geschickt. Lest selbst.

Eine Alternative ist, den Holm mit Rostschutz-Grundierung zu fluten und diese durch Drehen und Schwenken überall zu verteilen (auch in der ganzen Werkstatt...) Mit einer großen Plane und zwei Personen geht es aber gut. Vorher das Loch für Schaltseile und Kabelbaum sowie das Rohr für das Rücklichtkabel mit Klebeband verschließen. (Gaaaanz wichtig - eingetrocknete Farbe im Rohr ist eine Katastrophe!)

Es ist erstaunlich, wo die Farbe überall austritt - Die Karosserie ist ja nur punktgeschweißt! Diese Stellen (Übergang Holm / Trittbrett / Beinschild) sind auch die potentiellen Rostherde; hier kann der Lack vom Rost "unterwandert" werden. Eine 0,5-Liter-Dose reicht für den Holm, den Rest fängt man mit einem Eimer wieder auf. Das ganze ist zugegebenermaßen eine ziemliche Sauerei, aber sehr effektiv und preiswert.

Nach dem Lackieren:

Eine weitere Möglichkeit ist sogenanntes Seilfett in den Holm einzubringen. Es wird normal für die Konservierung und Schmierung von Stahlseilen eingesetzt, ist extrem kriechfähig und verdrängt die Feuchtigkeit. Da es ziemlich dickflüssig ist muß es vorher angewärmt werden. Es muß lediglich in "Handreichweite" aufgetragen werden und kriecht langsam selbst in den Holm. Es soll auch nicht zentimeterdick aufgespachtelt werden; schon ein dünner Film gibt Wasser keine Chance.

Diese Lösung empfiehlt sich allerdings nicht für toprestaurierte Edel-Oldtimer sondern eher für Alltagsroller die oft im Freien stehen, da im Lauf der Zeit das Fett bei Hitze aus Ritzen und Schweißnähten "ausschwitzt". Obwohl nicht schön sieht man dadurch aber, daß das Fett seinen Zweck erfüllt.

Auch sollte klar sein, daß diese Methoden nur vorbeugender Natur sind und damit keine vorhandenen Roststellen repariert werden können! Es ist ein Irrglaube, daß überdeckte Roststellen nicht weiterrosten.
Von der Verwendung von sogenannten Rostumwandlern halte ich bei dieser Anwendung nicht viel, da sie allesamt anschließend mit Wasser abgespült werden müssen - und einen Eimer Wasser in die Karosserie zu schütten brächte ich nicht übers Herz...

Von Fertan gibt es aber offensichtlich ein Produkt welches nicht ausgewaschen werden muß. Vespa-Freak Alexander Pummer schrieb mir eine E-Mail über seine Erfahrungen mit Fertan.

Wer selbst noch andere Möglichkeiten weiß - ich bin für alle Anregungen offen und erweitere diese Rubrik gerne.


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