Trittbrett erneuern: Teil 1

Viele alte Vespas haben ein gravierendes Problem: Rostschäden am Bodenblech und den Trittbrett-Traversen. Dieser Klassiker unter den Karosserieschäden - hervorgerufen durch Wasser im Rahmenholm - hat schon viele Restaurierungsobjekte zu Schlachtfahrzeugen degradiert. Sehr häufig ist das Trittbrett auch im Bereich des Kickstarters eingerissen oder abgeknickt. Es gibt jedoch durchaus Möglichkeiten, einen derart beschädigten Roller zu retten. Der Aufwand ist zwar hoch, bei seltenen Modellen aber durchaus vertretbar - und wenn man alles selber macht wird's auch nicht teuer. Als Demonstrationsobjekt dient hier eine Messerschmitt GS2, bei der sich die (Eigen-)Arbeit definitiv lohnt - eine PK zum Spengler zu bringen ist natürlich Unsinn!


Typischer Fall: Durchrostungen an den Traversen, Trittbrett verbogen und eingerissen

Zuerst gilt es die Schäden freizulegen - um Sandstrahlen kommt man bei strukturellem Rost kaum herum. Die GS auf dem Foto wurde nur zu "Konservierungszwecken" vorläufig mit Rostschutzfarbe behandelt; wer gleich nach dem Strahlen loslegt kann sich das natürlich sparen. Bei blankem Blech läßt sich sehr schnell abschätzen, ob es mit dem Austausch der Verstärkungen getan ist oder ob das ganze Bodenblech erneuert werden muß. Ein Kriterium hierfür sind z.B. auch Abdrücke des Hauptständers im Blech oder ein Sturzschaden. Die Trennstelle für das neue Blech sollte aber auf jeden Fall an einer Stelle liegen, wo das Trittbrett bereits eben ist; ein "Nachdengeln" des Überganges zum Beinschild ist definitiv nur etwas für Profis! Hier ist sind Rostschäden selten, daher ist es sinnvoller diesen Bereich zu retten, statt zu ersetzen. (Dazu siehe auch Helferlein "Beinschild reparieren"). In unserem Fall wird das Bodenblech ab der ersten Traverse auf ganzer Länge ersetzt.


Quertraversen

Diese Verstärkungsbleche sind tiefgezogen und mit dem Bodenblech punktverschweißt. Für einen authentischen Ersatz kommt man nicht umhin, sich ein entsprechendes Werkzeug zu basteln. Dieses besteht aus Gesenk, Stempel und Niederhalter. Dieser verhindert ein Aufbiegen der Ränder und sorgt dafür, daß das Blech gleichmäßig "eingezogen" wird. Der Stempel hat die Form des späteren Werkstückes. Das Gesenk (auf der Skizze: "Ziehring") muß um die zweifache Materialstärke größer sein als der Stempel; zuzüglich einer Zugabe für den "Ziehspalt". Bei einer Blechstärke von 1mm kann man dafür 0,2 - 0,3 mm kalkulieren. Wenn das Gesenk nicht unten offen ist wie auf dem Bild, sondern annähernd die Negativform des späteren Teils aufweist, hat man einen "Anschlag" und merkt, wenn das Teil fertig gezogen ist. Als Material ist verzinktes Stahlblech zu empfehlen, da die Traverse später einen Hohlraum bildet, der ein klassisches Feuchtbiotop darstellt.


Je nach Blechstärke und Größe des Teils braucht man nun eine entsprechde Presse. Kleine Teile kann man auch ganz gut in einem schweren Schraubstock fertigen. Für größere Teile könnte man auch mit einem kleinen Stempel "Schritt für Schritt" vorgehen. Ich hatte das Glück, Zugang zu einer 20t-Spindelpresse zu haben und konnte damit die Traversen am Stück tiefziehen. Die Vorrichtung entstand aus Flacheisen, einer Stahlplatte als Gesenk und einem Stück Rundstahl für den Stempel. Mit etwas Geduld und Phantasie (!?) läßt sich aus Alteisen eine für diese Zwecke absolut ausreichende Vorrichtung "brutzeln". Es soll schließlich auch keine Massenfertigung werden...



Gesenk zum Tiefziehen der Quertraversen


Der Austausch der Traversen ist relativ einfach: Die alten Punktschweißverbindungen werden aufgebohrt und an dieser Stelle neu verschweißt. Es gibt spezielle Bohrer zum Aufbohren der Schweißpunkte; sie sehen aus wie Holzbohrer und haben den Vorteil, die zweite Blechlage nicht zu beschädigen.


Im zweiten Teil wird der Nachbau des Trittbretts behandelt. Teil drei erklärt die Schweißarbeiten.


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