Schloss ohne Schlüssel?


Das Problem ist im ganzen Oldtimerbereich allgegenwärtig: Zum Schloss fehlt der passende Schlüssel. Bei Rollern sind die Lenk- und Gepäckfachschlösser zwar oft noch zu bekommen, teilweise jedoch empfindlich teuer. Es geht jedoch auch anders: Zu (fast) jedem Schloß läßt sich auch ohne Vorlage eines Musters der passende Schlüssel herstellen!

Als Demonstrationsobjekt dient diesmal ein Lenkschloß einer Vespa 150 T/3. Dieses ist in fast allen Vespas der 50er Jahre verbaut und vom Schließmechanismus identisch mit den Backenschlössern aus der gleichen Zeit.

Zuerst muß das Schloß ausgebaut werden. Ohne Schlüssel ist das zwar eine ziemliche Fummelei, aber möglich. Der Schraubring wird gelöst und das Schloß in den Rahmenholm gedrückt. Es paßt in genau einer Stellung durch die untere Lagerschale des Lenkrohres. Wer keine Geduld hat, kann natürlich auch die Lagerschale vorher herausklopfen - dann fällt das Schloß leicht heraus.

Als nächstes tragen wir das Schloß zu einem Schlüsseldienst und kaufen einen passenden Schlüssel-Rohling. Kostenpunkt: ca. 1,50 Euro.

Das Schloss läßt sich zerlegen, indem man den kleinen gefederten Stift auf der Rückseite eindrückt und den Schließzylinder mit Hilfe des Schlüsselrohlinges aus dem Gehäuse zieht.



Schloss und Schlüsselrohling. Der Pfeil zeigt den Sicherungsstift. Der Schließzylinder läßt sich nach vorne herausziehen


Jetzt sind die 6 Riegel sichtbar, die der Bart des Schlüssels verschiebt und so das Schloss entriegelt oder sperrt. Wenn der Schlüssel abgezogen wird, drücken kleine Federn alle Riegel heraus. Die Kontur des Schlüssels muß so beschaffen sein, daß im eingesteckten Zustand alle Riegel im Schließzylinder versenkt sind. Das Bild zeigt das Prinzip. Beim Vespa-Schloß sind die Riegel allerdings auf zwei Seiten des Schließzylinders - die Funktion ist aber absolut gleich.


Bei richtiger Kontur des Schlüssels sind alle Riegel versenkt


Mit einer kleinen Feile läßt sich der Rohling entsprechend bearbeiten. Es gibt nur drei verschiedene "Höhen", die der Bart des Schlüssels haben kann: Unbearbeitet, 1mm oder 2mm weit eingefeilt. An den Stellen des Rohlings, an denen der Riegel herausschaut, muß Material weggefeilt werden. Zwischen unterschiedlichen Niveaus liegen Schrägen, die das Einstecken und Abziehen des Schlüssels erleichtern. Wichtig ist nur, daß die schrägen Flächen genau zwischen den Riegeln liegen. Am besten immer wieder kontrollieren und so die Form allmählich anpassen.

Wenn die Kontur paßt, Schließzylinder einschieben, Schloß reinschrauben und fertig. Wieder 50 Euro gespart! Soviel verlangt nämlich ein Schlüsseldienst für diese Arbeit...



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