Gewinde reparieren
Wohl jeder der schon mal an einem Mopped gebastelt hat kennt das alte Schrauber-Grundgesetz: Nach fest kommt ab!
Gerade Gewinde, die direkt in ein Teil aus Aluminium eingeschnitten sind sind besonders betroffen. Populäre Beispiele sind das Kerzengewinde im Zylinderkopf; Vergasergehäuseschrauben oder der Vespa-Kupplungsdeckel.
Um es vorwegzunehmen: Für fast jede Katastrophe gibt es eine Lösung; man muß sich nur zu helfen wissen und die verfügbaren Hilfsmittel richtig einsetzen.
Fall 1: Gewinde ausgerissen
1.1: Einsatz einer dickeren Schraube möglich
In diesem Fall ist es einfach: Das beschädigte Gewinde wird aufgebohrt und mit dem nächst größeren üblichen Maß nachgeschnitten. Das geht natürlich nur wenn entsprechend viel Material vorhanden ist und auch das zu fügende Teil so dimensioniert ist daß eine größere Schraube aufgenommen werden kann. Zum Thema Gewindeschneiden ein paar kleine Tips:
1.2: Keine dickere Schraube möglich:
Ein Beispiel für diesen Fall ist das Kerzengewinde: Hier kann man schließlich nicht auf "Übermaß-Zündkerzen" zurückgreifen, sondern ist wohl oder übel gezwungen das alte Gewinde wiederherzustellen. Dies geschieht mit Hilfe eines Gewindeeinsatzes der die Funktion eines "Dübels" erfüllt. Prominenteste Vertreter dieser Hilfsmittel sind die Helicoil-Buchsen der Firma Böllhoff. Sie sind quasi eine Spiralfeder die in das beschädigte Teil eingedreht wird nachdem ein spezielles Gewinde für sie geschnitten wurde. Das Innere der Spirale entspricht dann dem alten Gewinde. Den Vorteilen des minimalen Platzbedarfs und der hohen Stabilität steht das erforderliche teure Spezialwerkzeug gegenüber. In vielen Fällen, z.B. bei Vergasern, ist jedoch oft so wenig Material für eine dicke Buchse vorhanden daß man um Helicoils nicht herumkommt.
So gehts: Im Bild das Eindrehwerkzeug zur Montage. Der Steg in der Mitte wird herausgebrochen wenn der Einsatz am Bestimmungsort ist. Wichtig: Nicht verkanten, sonst gehts weder vor noch zurück. Fieserweise stehen manche Gewinde nicht senkrecht zur Oberfläche - wie z.B. beim Fuffimotor im Bild rechts. Noch wichtiger: Bei solchen Aktionen immer alle Öffnungen mit einem Lappen abdecken, damit keine Späne in den Motor fallen.
Alternative:
Wenn das beschädigte Teil etwas großzügiger dimensioniert ist bieten sich Messing-Gewindeeinsätze an. Ihr Außendurchmesser ist generell größer als der der Helicoils, dafür gibt es sie teilweise auch in selbstschneidenden Ausführungen. Hier wird die Buchse nur in das aufgebohrte alte Gewinde eingedreht. Die konische Form fixiert den Einsatz sicher im Bauteil.
Die Nut am unteren Ende der Buchse (s. Bild oben!) dient nicht etwa zum Eindrehen mit dem Schraubenzieher; sie schneidet mit ihren Flanken das Gewinde für die Buchse. Eingedreht wird sie mit einer normalen Schraube und einer Kontermutter. Obwohl dieses System den Nachteil hat daß sich die Buchsen nur bündig mit der Oberfläche einbauen lassen haben sie den großen Vorteil daß man kein zusätzliches Spezialwerkzeug braucht.
Für Sonderfälle gibt es natürlich auch wieder spezielle "Helferlein". Hier das Beispiel Zündkerzengewinde:
Bei diesem GS/3-Zylinderkopf ist das Kerzengewinde ausgerissen. Für solche Fälle gibt es Gewindebuchsen, die in das erweiterte Kerzenloch geschraubt werden. Der Gewindeschneider für die Buchse kann mit der Ratsche angetrieben werden, da die üblichen Schneideisen bei jeder Umdrehung "anecken" würden. Hitzefester Sicherungslack verhindert ein Lösen der Buchse bei einem späteren Kerzenwechsel.
Fall 2: Schraube abgebrochen
Ganz ärgerlich wird es wenn eine Schraube abreißt und noch ein Stück von ihr im Bauteil steckt. Hier hängt es natürlich stark von den übrigen Gegebenheiten ab wie weiter vorzugehen ist, daher soll für solche Fälle nur eine kleine "Ideensammlung" angeführt werden.
Die Schraube wird am Ende möglichst Plan gefeilt und in der Mitte angekörnt. Nun wird sie mit etwa dem halben Durchmesser aufgebohrt. Das Ausdrehwerkzeug "schraubt" man jetzt gegen den Uhrzeigersinn in das Bohrloch bis es, bedingt durch die Konizität, klemmt und die Schraube mitdreht. Eminent wichtig ist dabei daß das Loch nicht zu groß gebohrt wird, da sonst der Ausdreher die Schraube spreizt und so noch fester mit dem Teil verbindet!
Noch besser ist es freilich, wenn es erst gar nicht dazu kommt. Daher vielleicht nicht gleich mit der Rohrzange mit "Zöllin' Rohr als Verlängerung" hantieren wenn mal etwas nicht auf- oder zugeht...
Aber wem sag ich das!